Im Jahre 1844 kostete ein Grubenunglück 100 Minenarbeiter
das Leben. Georg Weerth schreibt in seinem Gedicht von der Armut und der Not
der Arbeiter, während seiner Zeit in England. Geboren ist er 1822 in
Deutschland und starb 1856 in Havanna Kuba. Er war Schriftsteller, Journalist
und Kaufmann.
Das Gedicht ist in fünf Strophen zu je vier Versen
unterteilt (Quartett). In jeder Strophe reimt sich der zweite mit dem letzten
Vers, ansonsten ist das Reimschema unregelmässig: ABCB/ DEAE/ FGAG/ AHGH/ IJKJ
Das Wort „Haswell“ kommt als identischer Reim ausser in der
letzten Strophe vor. Die Kadenz ist bis auf Vers 15 (männlich) immer
abwechselnd weiblich und männlich. Das Metrom ist unregelmässig, besteht aber
vorwiegend aus dreihebigen Jamben.
Das Gedicht gefällt mir persönlich sehr gut, da die Tragik
der Katastrophe in wenigen Zeilen treffend zusammengefasst wird. Sie macht auf
das Leid und die grosse Ungerechtigkeit der Arbeiter gegenüber dem
Grubenbesitzer aufmerksam. Für mich ist die Sinnlosigkeit in diesem Gedicht die
Tatsache, dass die Männer arbeiten gehen, um Frau und Kinder zu ernähren, doch
weil die Arbeit so gefährlich ist, sterben sie und sind nicht mehr in der Lage
für ihre Familien zu sorgen. Wie paradox ist das?
Die hundert Männer von Haswell,
Die starben an einem Tag;
Die starben zu einer Stunde;
Die starben auf einen Schlag.
Und als sie still begraben,
Da kamen hundert Fraun;
Wohl hundert Fraun von Haswell,
Gar kläglich anzuschaun.
Sie kamen mit ihren Kindern,
Sie kamen mit Tochter und Sohn:
"Du reicher Herr von Haswell,
Nun gib uns unsren Lohn!"
Der reiche Herr von Haswell,
Der stand nicht lange an;
Er zahlte wohl den Wochenlohn
Für jeden gestorbenen Mann.
Und als der Lohn bezahlt,
Da schloss er die Kiste zu.
Die eisernen Riegel klangen,
Die Weiber weinten dazu.
-1845
Georg Weerth (1822-1856)
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